Allgemeine
Wirtschaftsinformationen

Hongkong
Ende
1.) Allgemeine
Informationen
a.) Bevölkerungsstruktur
Die Wohnbevölkerung von Hongkong hat Ende 1993 erstmals die 6 Millionen-Grenze
überschritten und wird für Mitte 1995 mit 6.189.800 angegeben
(+2,6% gegenüber 1994).
19% der Bevölkerung sind unter 15 Jahre alt, 10% über 65 (1994:
19,4% bzw. 9,3%).
Die Steigerung der Geburtenrate betrug 1,2% und die Lebenserwartung beläuft
sich für Männer auf 76 Jahre und für Frauen auf 81 Jahre.
Hongkong ist bei einer Fläche von 1.092 km2 (1994: 1.078 km2;
Anstieg aufgrund von Landgewinnung) und mit bis zum Jahresende geschätzten
6,31 Mio. Einwohnern einer der am dichtesten besiedelten Plätze der
Welt mit durchschnittlich 5.890 Einwohner/km2. In den städtischen
Gebieten von Kowloon und Hongkong Island leben 26.130 Menschen/km2.
22% der Bevölkerung leben auf der Insel Hongkong, 33% in Kowloon
und 45% in den New Territories. Die Volkszählung von 1991 ergab,
daß 60% der Bevölkerung in Hongkong und 34% in Mainland China
geboren sind.
43.100 Hongkonger wanderten 1995 aus (1994: 62.000). Bevorzugte Ziele
sind nach wie vor die USA, Großbritannien, Kanada und Australien.
Allerdings wird geschätzt, daß 12% der über 500.000 Auswanderer
der letzten zehn Jahre mit neuen amerikanischen, kanadischen oder australischen
Pässen als Sicherheit in der Tasche nach Hongkong zurückgekehrt
sind.
Die Zahl der Ausländer betrug Ende 1995 415.500 oder 6,59%.
Die größte Gruppe der in Hongkong wohnenden Ausländer
kommt nach wie vor aus den Philippinen (128.300 Personen), gefolgt von
den USA mit 32.600 Personen, Kanada 28.200, Großbritannien 26.700,
Indonesien 25.900, Thailand 25.500, Japan 21.500, Indien 20.900, Australien
20.500 und Malaysia 14.200.
Die Zahl der in Hongkong gemeldeten deutschen Staatsangehörigen lag
1995 bei über 3.000 (1994: 2.700).
b.) Religion u.
Brauchtum
Hauptsächlich wird Chinas Volksreligion ausgeübt, ein Gemisch
aus Daoismus, Buddhismus u. Konfuzianismus; desweiteren gibt es christliche
Gemeinden, Moslems, Hindus und Sikhs.
In wichtigen (chinesischen) Tempeln sind papierne Totengaben deponiert,
die im Rahmen einer Zeremonie zusammen mit Opfergeld zur Beschwichtigung
böser Geister verbrannt werden. Die Risiken des Lebens werden von
den Chinesen traditionell durch ein Orakel erkundet.
Fengshui: Geomantik, Weissagerei aus Bodenbeschaffenheit, Geländeform
usw.
Die Lage von Gebäuden, Gräbern u. deren Form werden so bestimmt,
daß sie günstige Einflüsse der Natur in sich aufnehmen,
die schlechten jedoch abwehren. Gebäude: Central Plaza hat 78 Stockwerke,
7 kombiniert mit 8 steht für sicheren Wohlstand; ein negatives Beispiel
ist der Bank of China Tower, dessen spitze Winkel "die Umgebung wie Dolche
bedrohen" und wegen dessen schlechten Fengshui erschwert Mieter gefunden
wurden.
c.) Kennzahlen
Hongkong
Fläche: |
1092 km2 |
Bevölkerung: |
6,3 Mio. |
Hauptstadt: |
Victoria |
Regierungschef: |
Tung Che Hua |
Sprachen: |
Kantonesisch, Korrespondenzsprache: Englisch
Bedeutung von Mandarin-Chinesisch nimmt seit der Übergabe zu |
Währung: |
100 HK$ = 21,20 DM (Geldkurs, Stand 29.10.98) |
Mitgliedschaften: |
ESCAP (assoziiert), ADP, APEC |
Bruttoinlandsprodukt: |
761 Mrd. HK$ 2) |
Reale BIP-Veränderung: |
+4,6% 2) |
BIP pro Kopf |
122.908 HK$ 2) |
Bevölkerungszuwachs: |
2,6% |
Inflationsrate: |
8,7% 3) |
Arbeitslosenquote: |
3,5% |
Alphabetisierungsrate: |
92% |
Sparquote: |
39,5% 3) |
Finanzierungsreserve 31.3.96: |
149 Mrd. HK$ 5) |
Leitzins (best lending rate) 18.5.96: |
8,5% |
Auslandsverschuldung: |
0 |
Währungsreserven 6): |
55,4 Mrd. US$ |
Einfuhrdeckung 7): |
9,1 Monate |
Gesamtimport: |
1.496 Mrd. HK$ davon aus Deutschland:32 Mrd. HK$ |
Gesamtexport: |
1.344 Mrd. HK$ davon nach Deutschland: 58 Mrd. HK$ |
Großprojekte: |
Flughafen Chek Lap Kok,
Container Terminals Nr. 9 (im Bau), 10 und 11 |
Zukunftsmärkte: |
Umwelttechnik, Elektronik (Telekommunikation, Computertechnologie) |
höchste Gebäude: |
Central Plaza 374m
Bank of China Tower 368m |
1) 1995, wenn nicht anders angegeben;
2) Real, zu Preisen von 1990;
3) CPI A;
4) Anteil der Ersparnisse (Savings) bei lizensierten
Banken in in- und ausländischer Währung am nominalen BIP;
5) Revidierte Schätzung für das Ende
des Fiskaljahres 1995/96;
6) Settled foreign reserves;
7) Verhältnis der Währungsreserven zu
den in Hongkong verbliebenen Einfuhren (retained imports).
Quelle: Government Secretariat; Census and Statistics Department;
Hong Kong Monetary Authority: Monthly Statistical Bulletin
d.)
Lage, Geographie, Klima
Lage, Geographie:
Südchina, ca. 140 km südöstlich von Guangzhou (Kanton);
grenzt an die Sonderwirtschaftszone Shenzhen (ca. 40 km von Victoria entfernt);
Neben Hongkong Island besteht die Kronlonie Hongkong aus den New Territories
(70% der Fläche) und den Outlying Islands. Unter den 240 Inseln ragen
in ihrer Bedeutung Lantau Island (mit 142 km2 fast doppelt
so groß wie Hongkong Island) mit 19.000 EW und Cheung Chau (2,4
km2) die Lieblingsinsel der Europäer mit 22.000 EW heraus.
Über die Hälfte der Insel Lantau steht unter Naturschutz.
Höchste Erhebung: Lantau Peak 934m
Klima:
Von Oktober bis März viel Sonne, wenig Regen, geringe Luftfeuchtigkeit;
Temperaturen zwischen 20° und 28° Celsius.
Von Mai bis September extreme Niederschläge, Hitze und Schwüle,
von Juli bis September suchen gelegentlich Taifune mit Windgeschwindigkeiten
bis über 220 km/h die Stadt heim. Der schlimmste in der Geschichte
Hongkongs kostete 1937 über 11.000 Menschenleben und versenkte über
1.300 Schiffe.
e.) Politische Situation
Am 21.12.1996 hat ein Wahlkommitee aus 400 Hongkonger Bürgern ein
provisorisches Parlament gewählt.
Mit dem Übergang der Souveränität über Hongkong von
Großbritannien an die VR China erfolgte die Umwandlung der Kronkolonie
in eine Sonderverwaltungszone.
Während die "South China Morning Post" in ihrer regelmäßigen
Umfrage im März 1996 den größten Optimismus seit einem
Jahr feststellte, kam die "Far Eastern Economic Review" im gleichen Monat
zu dem entgegengesetzten Ergebnis: das Vertrauen in die Zeit nach dem
01.07.1997 hat abgenommen.
Viele Fachleute äußerten Bedenken z.B. hinsichtlich der finanziellen
(Kapitalabfluß), wettbewerbspolitischen (Auftragsvergabe), administrativen
(Personalbesetzung), rechtlichen (unterschiedliche Rechtssysteme Hongkongs
und der VR China) oder auch politischen Aussichten der Kronkolonie.
Von anderen Fachleuten wurde dagegen die Ansicht vertreten, daß
Hongkong stets flexibel auf Herausforderungen reagiert habe und daher
auch diese meistern werde. Dieser Meinung scheinen sich die Manager vieler
ausländischer Firmen angeschlossen zu haben, denn die Zahl der ausländischen
Büros steigt weiter, die Anzahl der Expatriates nimmt weiter zu.
Die ehemalige Kronkolonie wird weiterhin vom Wachstum Ostasiens und insbesondere
Chinas profitieren. Die Sonderverwaltungszone könne dem Mutterland
die benötigte Expertise in vielen Dienstleistungsbereichen wie Marketing,
Design, Technologie und Rechtsberatung zur Verfügung stellen. Dafür
bietet Hongkong günstige Rahmenbedingungen. Diese will die Regierung
durch eine Reihe von Maßnahmen stärken, zu denen die Bereitstellung
von Geldern für die Sprachausbildung, der Ausbau der Infrastruktur
und niedrigere Steuern für Kleinunternehmen zählen.
2.) Geschichte
214 v. Chr. |
unter der Qin-Dynastie wird das von einem Tai-Volk besiedelte Gebiet
um Hongkong u. Macau als Teil der neuen Mark Nanhai ("Südsee")
zum erstenmal chinesisch |
1513 |
Portugiesen als erste europäische Gesandschaft der Neuzeit
segeln an Hongkong vorbei nach Guangzhou, ca. 140 km flußaufwärts |
1557 |
In Macau erhält Portugal das Recht, eine Handelsniederlassung
zu eröffnen |
1821 |
britische Opium- u. Teehändler (u.a. Händler von Jardin
Matheson) benutzen zum erstenmal Hongkong als Stützpunkt für
Ihren Drogenschmuggel nach China |
1839 |
der von englischen Matrosen verübte Mord an dem unbestechlichen
chinesischen Beamten Lin Weixi löst den ersten Opiumkrieg aus |
1843 |
mit dem Vertrag von Nanjing wird am 26. Juni die Insel Hongkong
(6.000 EW) britische Kronkolonie |
1849 |
Hongkong (16.000 EW) wird nach Entdeckung von Gold in Kalifornien
u. Australien wichtigster Auswanderungshafen in Ost- u. Südostasien |
1860 |
nach dem zweiten Opiumkrieg erhält Großbritannien die
Halbinsel Kowloon |
1898 |
die New Territories u. die 240 Outlying Islands -zusammen über
90% der heutigen Fläche- werden für 99 Jahre an England
verpachtet |
1901 |
die erste Volkszählung von "Großhongkong" ergibt 400.000
Einwohner, darunter 380.000 Chinesen u. 450 Deutsche |
1937 |
Hongkong w. Millionenstadt, der Ausbruch des zweiten Weltkrieges
in Asien, nach dem Japanischen Überfall auf China, löst
eine Flüchtlingswelle nach Hongkong aus |
1941 |
vom 25.Dezember bis September 1945 halten die Japaner H. besetzt |
1949 |
Sieg der Kommunisten im chinesischen Bürgerkrieg löst
eine neue Flüchtlingswelle nach Hongkong aus; die Abkapselung
China´s zwingt Hongkong sich stärker vom Handel auf Industrieproduktion
umzustellen |
1967 |
Kulturrevolution erreicht Hongkong; Aufstand in Arbeitervierteln
u. Schulen; brutales Vorgehen der Polizei als klar ist, daß
die chinesische Regierung nicht eingreift, Bilanz: 47 Tote, 800 Verletzte |
1978 |
Öffnungspolitik Deng Xiaopings u. Errichtung von Sonderwirtschaftszonen
verlagert die Industrieproduktion wieder aus Hongkong heraus vor allem
in die Provinz Guangdong |
1984 |
19.Dezember: Abkommen ("Gemeinsame Erklärung") über Rückgabe
Hongkongs unterzeichnet |
01.07.1997 |
Rückgabe an VR China, Umwandlung in eine Sonderverwaltungszone |
3.) Wirtschaftliche Situation:
Das verarbeitende Gewerbe verzeichnete im Jahr 1995 nur ein geringes
Wachstum. Der Index der industriellen Produktion, der die Entwicklung
des realen Nettooutputs der Hongkonger Industrie ohne Produktionsstätten
in China widerspiegelt, zeigte in den ersten drei Quartalen 1995 lediglich
ein Wachstum von 2% an. Die Industrie setzte die Auslagerung der Produktion
nach Südchina fort, wodurch sich die Zahl der Arbeitskräfte
bis Ende September 1995 um fast 12% gegenüber dem Vergleichsmonat
des Vorjahres verringerte. Der Anteil der verarbeitenden Industrie am
BIP dürfte dadurch gegenüber 1994 ebenfalls gesunken sein und
vermutlich unter 9% liegen. Die Industrie versucht in den letzten Jahren
verstärkt, qualitativ hochwertige Produkte herzustellen. Dies zeigt
auch die Zunahme der ISO-zertifizierten Firmen. Die Regierung unterstützt
sie zusehends stärker, u.a. in den Bereichen Forschung und Entwicklung
sowie Umschulung. In der letzten Zeit werden allerdings die Stimmen lauter,
die noch größeres staatliches Engagement fordern, z.B. durch
neue Finanzinstitute.
Hongkong ist hinter Tokio der zweitwichtigste Finanzplatz Asiens. Der
Sektor lebt in erster Linie von Dienstleistungen für Geschäfte
in Asien, insbesondere in der VR China. An dieser Position wird sich solange
nichts ändern, wie die Wirtschaften der Region, vor allem die chinesische,
wachsen, und die gegenwärtig guten Rahmenbedingungen bestehen bleiben.
In der Kronkolonie bestanden Ende 1995 ca. 250 autorisierte Banken (ohne
Depositengesellschaften) mit 1.500 Zweigstellen. Zumeist handelt es sich
um Zweigstellen oder Tochtergesellschaften ausländischer Finanzinstitute.
Von den annähernd 170 ausländischen Banken zählten 90 zu
den 100 größten Instituten weltweit. Hinzu kamen 160 Repräsentanzen
aus 40 Ländern. Insgesamt beschäftigte der Sektor rd. 70.000
Personen. Die Ausfuhren der Sparte beliefen sich 1993 auf 3,9 Mrd. HK$
(ca. 0,76 Mrd. DM; 1 HK$ = ca. 0,20 DM), was 2% der gesamten Dienstleistungsexporte
entspricht. Etwa 60% aller Kredite werden für Offshore-Finanzierung
gewährt, insbesondere für Investitions- und Geschäftstransaktionen
in der VR China. Außerdem ist Hongkong der wichtigste Standort für
die Vergabe von Konsortialkrediten in Asien. 1994 belief sich die Summe
auf über 80 Mrd. HK$, wovon über 20 Mrd. für China-Projekte
bereitgestellt wurden.
Wirtschaftsbeziehungen zur VR China
Die Beziehungen der Hongkonger Geschäftswelt zur Chinesischen intensivieren
sich weiterhin. Die Zahl der Beteiligungen an ausländisch kapitalisierten
Unternehmen stieg 1995 um fast 17.000 auf etwa 153.000. Die vertraglich
vereinbarten Investitionen beliefen sich zwischen 1979 und 1995 auf über
230 Mrd. HK$. In den nächsten drei bis vier Jahren wollen die 60
größten Unternehmen Hongkongs rd. 140 Mrd. HK$ in China vor
allem die Bereiche Infrastruktur und Immobilien investieren.
Die Zahl der Hongkonger, die in der VR China arbeiten, betrug Ende 1995
Regierungsangaben zufolge annähernd 100.000 Personen. Auch in umgekehrter
Richtung fließen die Kapitalströme immer stärker. Für
Ende 1995 wird die Zahl der in Hongkong registrierten chinesischen Firmen
mit 1.800 und einem gesamten Einlagevermögen von 50 Mrd. US$ angegeben.
Diese Entwicklung setzt sich auch in diesem Jahr fort. Einige Geschäftsleute
befürchten, daß ein solcher Einkauf chinesischer staatlicher
Unternehmen nach dem 01. Juli 1997 zu Wettbewerbsverzerrungen führen
könnte, da sich die Unternehmen nicht über ihre Konkurrenzfähigkeit
um Aufträge bemühen würden, sondern über ihre Beziehungen.
a.) Arbeitsmarkt, Löhne, Preise:
Im September 1989 waren in Hongkong 49.926 Industriebetriebe mit 802.983
Beschäftigten registriert. Die Arbeitslosenquote betrug 1989 nur
1,4%. Arbeitskämpfe und Streiks sind in Hongkong selten, zumal Lohnausfall
nicht ersetzt wird. Die immer noch relativ billigen Verkehrsmittel begünstigen
eine hohe Flexibilität der Arbeitskräfte, was die Ansiedlung
von neuen Industrien bzw. deren Umstellung auf andere Erzeugnisse erleichtert.
Im September 1989 wurden nach offiziellen Angaben durchschnittlich folgende
Monatslöhne, einschließlich Nebenleistungen, gezahlt (in HK$):
Führungskraft in Betrieb und Verwaltung: |
14.400 bis 26.500 |
Sekretärin: |
5.950 (Elektroindustrie) bis 7.296 (Banken) |
Fahrer: |
2.175 (chin. Restaurant) bis 5.059 (Banken) |
Textilarbeiter: |
102 pro Tag (Spinnereien) bis 105 pro Tag (Strick- und Wirkwaren) |
1995: Die Löhne stiegen im Dienstleistungssektor
nominal um 7,1% (Stand September) sowohl für Angestellte als auch
für Arbeiter.
Die Durchschnittslöhne für Arbeiter in der verarbeitenden Industrie
betrugen im September 280 HK$/Tag (1994: 270 HK$/Tag; Männer 367
HK$, Frauen 234 HK$). Aufgrund der hohen Inflationsraten der letzten Jahre
bedeuten diese nominalen Lohnerhöhungen real eine Verringerung der
Löhne.
Zu den Lohn-Nebenleistungen gehören u.a. ein zusätzliches Monatsgehalt
zum Chinesischen Neujahrsfest, gelegentlich freie Unterkunft, Essenszuschüsse
und bezahlter Urlaub. Es gibt keine Mindestlohnregelung, die Höhe
der Löhne wird durch Angebot und Nachfrage des Arbeitsmarktes geregelt.
Im Vergleich der in Asien gezahlten Löhne rangiert Hongkong hinter
Japan und vor Singapur an zweiter Stelle.
1996: Die Lage am Arbeitsmarkt hat
sich im 1. Quartal leicht entspannt. Die Arbeitslosenrate ist von ihrem
mit 3,6% höchsten Niveau (Ende 1995) auf 3,2% gefallen. Die für
Hongkong verhältnismäßig hohe Arbeitslosigkeit ist vor
allem auf den schnellen Wandel vom Industrie- zum Dienstleistungsstandort,
aber auch auf mangelnde Anpassungsfähigkeit der Arbeitslosen an die
sich rasch ändernden Verhältnisse zurückzuführen.
Die zukünftigen Aussichten sind stark von der Entwicklung der privaten
Nachfrage abhängig. Sollte diese niedrig bleiben, so werden vermutlich
weitere Firmen schließen, und der Dienstleistungsbereich könnte
auch zukünftig nicht den Zustrom neuer Arbeitskräfte aufnehmen,
wie er das in den Zeiten des hohen Nachfragewachstums bis 1994 tat. Die
Regierung hat bereits im Februar versucht, den Druck auf den Arbeitsmarkt
zu verringern, indem sie das General Labour Importation Scheme durch das
Supplementary Labour Scheme ersetzte. Im Rahmen dieses Gesetzes ist nur
noch die Anstellung von 2.000 ausländischen Arbeitskräften anstatt
bisher 23.000 gestattet. Von dieser Neuerung unbeeinflußt bleiben
das spezielle Gesetz zur Anstellung von Arbeitskräften für den
Flughafen, das Gesetz zur Anstellung von 1.000 qualifizierten Mitarbeitern
aus der VR China sowie das Gesetz zur Anstellung von Haushaltshilfen.
Fachleute erwarten von der Veränderung allerdings keine großen
Wirkungen, da die Auswirkungen des alten Gesetzes auf die Arbeitsmarktsituation
eher gering waren. Der starke Zustrom legaler chinesischer Immigranten
verstärkt das hohe Wachstum der arbeitsfähigen Bevölkerung
noch weiter.
Angesichts dieser Marktlage wird erwartet, daß es nur zu sehr geringen
Reallohnsteigerungen kommt. Die Voraussetzungen für eine niedrige
Inflationsrate sind somit von der Lohnkostenseite her günstig. Durch
die niedrige private Nachfrage kommt auch keine große Freude über
die im Vergleich zu den Vorjahren geringere Inflationsrate auf. Belief
sie sich noch im Januar 1995 auf 10,1% (gemessen mit Hilfe des Verbraucherpreisindexes
A), so fiel sie bis Dezember 1995 auf 6,6% und stieg im März 1996
leicht auf 6,7%. Für das gesamte Jahr 1996 betrug die Steigerung
geschätzte 7,5%.
Erwerbstätige Bevölkerung (in 1.000) *) |
1994 |
1995 |
Insgesamt |
2.974 |
3.093 |
darunter |
|
|
Verarbeitendes Gewerbe |
438 |
386 |
Baugewerbe |
60 |
66 |
Handel, Hotels, Restaurants |
1.052 |
1.031 |
Banken, Versicher.,Immobiliengewerbe |
361 |
375 |
Öffentliche Verwaltung |
180 |
181 |
*) Angaben jeweils für September Quelle: Financial Services
Branch, 1996 Economic Prospects
Im Dienstleistungssektor arbeiten 77% aller Erwerbstätigen (größte
Bereiche: Groß-/ Einzelhandel, Im- und Export, Hotels, Restaurants
mit 32,3%), 13,3% in der Industrie (-11,9% gegenüber 1994). Der Bedarf
an privaten Hausangestellten nimmt weiterhin enorm zu. 1995 waren 160.000
dieser "domestic helpers" (Zuwachs 11,1%, davon 83,5% aus den Philippinen)
in den privaten Haushalten angestellt.
Das Mindestbeschäftigungsalter in der Industrie beträgt 15 Jahre.
Die Arbeiter und Angestellten sind in 565 Gewerkschaften organisiert.
b) Wirtschaftsdaten:
Staatshaushalt
Staatshaushalt (in Mrd. HK$) 1) |
1993/94 |
1994/95 |
1995/96 2) |
Einnahmen |
166,6 |
175,0 |
180,7 |
Ausgaben u. Kapitalbeteiligungen |
147,4 |
164,1 |
183,2 |
Überschuß / (Defizit) |
19,2 |
10,9 |
(2,5) |
1) Jeweils für Fiskaljahr (1.4. bis 31.3.);
2) Vorläufige Schätzung Quelle: Government Information
Services: Hong Kong 1996
Importe nach Verwendungszweck
Güterkategorie |
1993
(Mrd. HK$) |
1994
(Mrd.HK$) |
1995
(Mrd.HK$) |
1995 *)
(%) |
Einfuhren |
1.072,6 |
1.250,7 |
1.491,1 |
+19,2 |
Konsumgüter, einschl. Wasser, Rohstoffe |
454,8 |
514,2 |
562,4 |
+9,4 |
Zwischenprodukte |
355,1 |
431,8 |
543,1 |
+25,8 |
Kapitalausrüstungen |
199,4 |
228,9 |
297,9 |
+30,1 |
Nahrungsmittel |
45,0 |
53,4 |
61,2 |
+14,6 |
Brennstoff |
18,3 |
22,5 |
27,0 |
+20,0 |
*) Veränderungen der Werte 1995 dem Vorjahr
Quelle: Economic Services Branch: 1995 Economic Background
Gesamtwirtschaftliche Prognosen
Indikator 1) |
1994 2) |
1995 3) |
1996 4) |
Bruttoinlandsprodukt |
+5,4 |
+4,6 |
+5,0 |
Privater Verbrauch |
+6,3 |
+1,3 |
+4,0 |
Staatlicher Verbrauch |
+3,5 |
+4,3 |
+5,0 |
Bruttoanlageinvestitionen |
+14,0 |
+6,4 |
+6,0 |
Ausfuhr v. Gütern |
+10,4 |
+11,9 |
+10,0 |
Ausfuhr v. Dienstleistungen |
+6,3 |
+10,9 |
+10,0 |
Einfuhr v. Gütern |
+14,0 |
+13,7 |
+7,8 |
Einfuhr v. Dienstleistungen |
+7,6 |
+5,7 |
+7,0 |
Inflationsrate (CPI A) 5) |
+8,1 |
+8,7 |
+7,5 |
Durchschnittslöhne |
+0,8 |
-1,8 |
k.A. |
Arbeitslosenquote |
2,3 |
3,5 |
k.A. |
1) Reale Änderung gegenüber dem Vorjahr in %, wenn
nicht anders angegeben;
2) Revidierte Schätzungen;
3) Vorläufige Schätzungen (März 1996)
4) Revidierte Regierungsprognose;
5) CPI A (Verbraucherpreisindex A) gilt für Haushalte
mit monatlichen Ausgaben zwischen 2.500 und 9.999 HK$, das sind etwa 50%
aller Haushalte; berechnet zu Preisen von 1989
Quelle: Government Secretariat: 1996 Economic Prospects; Census
and Statistics Department: 1996 Edition Hong Kong in Figures.
Schlüsselbranchen: Bekleidung,
Druckindustrie, Textilien, Elektronik, Uhren, Kunststoffartikel
Industrie:
Das verarbeitende Gewerbe verzeichnete im Jahr 1995 nur ein geringes Wachstum.
Der Index der industriellen Produktion, der die Entwicklung des realen
Nettooutputs der Hongkonger Industrie ohne Produktionsstätten in
China widerspiegelt, zeigte in den ersten drei Quartalen 1995 lediglich
ein Wachstum von 2% an. Die Industrie setzte die Auslagerung der Produktion
nach Südchina fort, wodurch sich die Zahl der Arbeitskräfte
bis Ende September 1995 um fast 12% gegenüber dem Vergleichsmonat
des Vorjahres verringerte. Der Anteil der verarbeitenden Industrie am
BIP dürfte dadurch gegenüber 1994 ebenfalls gesunken sein und
vermutlich unter 9% liegen. Der Trend, die Produktion nach Südchina
und in andere Niedriglohnländer auszulagern, hält weiter an.
Gleichzeitig steigt die Produktivität in der verarbeitenden Industrie
aufgrund fortschreitender Modernisierung und Automatisierung.
Mit 386.106 Beschäftigten (15,3% aller Erwerbstätigen) in 31.114
Betrieben setzte sich der Rückgang der Produktion 1995 weiter fort.
80% der Produkte gingen in den Export (Bekleidung, Textilien, Elektronik,
Uhren, Kunststoffartikel). 1995 wurden 10% des BIP vom Sekundärsektor
erwirtschaftet. Die Eigenexporte beliefen sich auf 231,66 Mrd. HK$.
Für Beschäftigung und Export bleibt die Bekleidungsbranche
der wichtigste Industriezweig mit insgesamt 111.917 Beschäftigten
(29% der Erwerbstätigen), 73,8 Mrd. HK$ Exporterlösen (31,9%
der Eigenexporte). Hongkong ist der weltweit größte Bekleidungsexporteur.
Die Druckindustrie beschäftigte
44.790 Personen oder 11,6% aller Erwerbstätigen. Der Exporterlös
stieg um 9% auf 4,9 Mrd. HK$. Hongkong ist das führende Zentrum der
Druckindustrie in der Region mit 4.754 Druckereien, 200 Herausgebern und
Verlagen sowie 34 Zeitungsdruckereien.
Die Elektronikbranche beschäftigte
44.078 Personen (11,4% der Erwerbstätigen) und erwirtschaftete im
Jahre 1995 einen Exporterlös von 64,3 Mrd. HK$; 6,1% der Eigenexporte.
In der Textilbranche waren 28.194
Personen beschäftigt, das sind 7,3% der Erwerbstätigen und sie
erwirtschaftete einen Exporterlös von 14,0 Mrd. HK$, 6,1% der Eigenexporte.
Uhrenindustrie: Seit 1978 behauptet
Hongkong seine Stellung als zahlenmäßig größter
Uhrenexporteur der Welt (wertmäßig an zweiter Stelle hinter
der Schweiz). 1995 beschäftigte die Uhrenbranche ca. 3% aller Erwerbstätigen
und erwirtschaftete mit einem Exporterlös von 13,6 Mrd. HK$ 5,9%
der Eigenexporte.
Mehr als die Hälfte der Bevölkerung profitiert vom öffentlichen
Wohnungsbau. Seit 1978 hat die Regierung
ca. 215.000 subventionierte Wohnungen zum Verkauf fertiggestellt; 52%
der Bevölkerung leben in Eigentumswohnungen. 1995 wurden allein 32.500
Wohnungen fertiggestellt, von denen ca. 50% zum Verkauf angeboten wurden.
Bis zum Jahr 2001 sollen weitere 500.000 Wohnungen zur Verfügung
gestellt werden.
Ausblick: Die Industrie versucht
in den letzten Jahren verstärkt, qualitativ hochwertige Produkte
herzustellen. Dies zeigt auch die Zunahme der Anzahl ISO-zertifizierter
Firmen. Die Regierung unterstützt diese dabei zusehends stärker,
u.a. in den Bereichen Forschung und Entwicklung sowie bei der Umschulung.
Rohstoffe: Feldspat, Kaolin
Landwirtschaft: vor allem im Norden
der New Territories Fischzucht (Karpfenweiher), Entenzucht, z.T. Obst-
u. Gemüseanbau; Fischerei;
Importbedarf/ Marktchancen: Druckereiausrüstungen,
Umwelttechnik/ Meß- u. Analysetechnik, Computer (Hard- u. Software,
Service), Telekommunikation, Satellitentechnik, Architektur, Küchen-
u. Büromöbel, Flughafenausrüstungen
c)
Infrastruktur
Schiffahrt und Hafen
Der Hafen Kwai Chung ist ein wesentlicher Faktor für die wirtschaftliche
Entwicklung Hongkongs. 88% der gesamten Handelsgüter (nach Gewicht),
das sind 128,6 Mio.t Fracht, werden hier abgewickelt. Der Hafen und die
dazugehörige Industrie tragen mit ca. 20% (1994: 15%) zum BIP bei
und beschäftigen mehr als 350.000 Erwerbstätige. Der Containerhafen
(acht Terminals) hat 1995 mehr als 112,6 Mio. TEU (20 foot equivalent
units; +14%) umgeschlagen und ist damit der größte und dazu
einer der effizientesten Containerhäfen der Welt. Insgesamt liefen
1995 214.000 Schiffe (+15,7%) mit 169 Mio. t Fracht (+19,9%) im Hafen
ein.
Ende 1995 waren 578 Schiffe mit 8,7 Mio. BRT im Hong Kong Shipping Register
eingetragen. Das Passagieraufkommen des Hafens belief sich 1995 auf insgesamt
21 Mio. internationale Passagiere (1994: 21 Mio.). Davon entfiel ein Großteil
auf die Fährverbindungen nach Macau und China. Hongkong hat weltweit
die größte Flotte an Schnellfähren in Dienst.
Hongkong ist assoziiertes Mitglied in der International Maritime Organisation
und wird diesen Status auch nach 1997 beibehalten.
Luftverkehr
1995 nahm der Verkehr am Flughafen Kai Tak erneut zu. Die Passagierzahlen
stiegen um 8,7% auf 27,4 Mio. Passagiere. 150.118 (+4,8%) Starts und Landungen
wurden von der einzi-gen Start- und Landebahn bewältigt. An Luftfracht
wurden 1,46 Mio. t (+12,8%) im Wert von 563,8 Mrd. HK$ umgeschlagen. 22%
des Importwertes, 33% des Exports und 15% aller Reexporte wurden auf dem
Luftweg transportiert. Die Exporte per Luft erreichten 1994 rd. 30 Mrd.
HK$ (12% der gesamten Dienstleistungsausfuhren).
In Hongkong sind mehr als 120 Luftverkehrs- und Servicegesellschaften
vertreten, die über 20.000 Personen beschäftigen. Der Flughafen
Kai Tak verzeichnet das zweithöchste Frachtaufkommen der Welt. Er
zählt weltweit als viertgrößter Passagierflughafen. Damit
dürfte die Kapazitätsgrenze sowohl bei den Passagierzahlen als
auch beim Frachtaufkommen erreicht sein. Die Fertigstellung des neuen
Flughafens Chek Lap Kok war daher dringlich. Er wird zu Beginn 35 Mio.
Passagiere und 3 Mio. t Fracht abfertigen können. Bis 2040 wird seine
Kapazität 87 Mio. Passagiere und 9 Mio. t Fracht erreichen.
Der Hongkonger Flughafen, der als einer der am schwierigsten anzufliegenden
der Welt gilt, verzeichnete 1995 keinerlei Unfälle. 1994 hatte es
einen Unfall mit sechs Toten gegeben, als am 23.9. eine Herkules-Frachtmaschine
in den Hafen von Kowloon Bay rutschte. Im Rahmen weiterer Ausbauarbeiten
wurden die Radaranlage modernisiert, Restaurants und Lounges erweitert,
die zweisprachige Anzeigetafel computerisiert und die Benzinlagerkapazitäten
auf Vorratshaltung (für den Fall tropischer Stürme) für
3,5 Tage erweitert. 1995 flogen 60 Flug- und Charterlinien Kai Tak im
regulären Flugbetrieb an. Von hier aus sind ca. 100 Ziele direkt
zu erreichen. Die Strecke Frankfurt-Hongkong-Frankfurt wird sowohl
von Lufthansa als auch von Cathay Pacific täglich bedient.
Hongkong ist der Heimatflughafen für drei Fluglinien. Cathay Pacific
Airways (CPA) hat 57 Flugzeuge und Lizenzen für 74 Flugziele. Zur
Flotte gehören acht L1011, sieben B 747-200, sechs B 747-300, 19
B 747-400, vier B 747-200F, zwei B 747-400F sowie vier A 340-200 und sieben
A 330-300. Seit 1995 werden Stockholm und Surabaya erstmalig direkt angeflogen.
Hong Kong Dragon Airways (Dragonair) fliegt sieben Ziele in China und
sieben weitere asiatische Metropolen an. Die Flotte besteht aus zehn A
320 und hat Lizenzen für 78 Ziele. Air Hong Kong (AHK) fliegt mit
zwei B 747F Frachtmaschinen regelmäßig Manchester, Brüssel,
Dubai und Nagoya an und hat Lizenzen für insgesamt 37 Ziele. Ende
April 1996 hatte die Swire Group bereits Anteile an der Fluggesellschaft
Cathay Pacific an die Civil National Aviation Corp. (CNAC) verkauft und
damit seinen Aktienanteil von 52,6 auf 43,9% verringert, während
die Anteile chinesischer Unternehmen aufgestockt wurden. Diese haben nun
auch die Mehrheit bei Dragon Air.
1994 entfielen über 60% der Luftfracht auf Handelsbeziehungen mit
der VR China. In erster Linie handelte es sich um hochwertige Waren wie
Schmuck und Uhren, die im Perlflußdelta gefertigt wurden.
Schienengebundener Verkehr
Das 43 km lange U-Bahn-Netz der Mass Transit Railway (MTR, eröffnet
1979) wurde 1995 täglich von 2,5 Mio. Passagieren benutzt (+4,2%).
Das U-Bahn-Netz besteht aus drei Linien mit 38 Stationen. Der Ausbau des
MTR-Netzes zum neuen Flughafen Chek Lap Kok ist Bestandteil des sog. "Airport
Core Project".
Die privatisierte Kowloon Canton Railway Corporation (KCRC, eröffnet
1910) beförderte 1995 auf 34 km (auf dem Gebiet von Hongkong) täglich
ungefähr 632.700 Personen (+4,9%) zwischen den New Territories und
Guangzhou sowie Foshan.
Das Lightrail-Transit-System (LRT) mit 32km (+2,3km Neubau 1995) Länge
ergänzt die hauptsächlich für den Nahverkehr genutzte Kowloon
Canton Railway im Nordwesten der New Territories und hat 1995 täglich
370.000 Personen befördert (+4,5%).
Die Straßenbahn, 1904 erstmalig in Betrieb genommen, bleibt ein
wichtiges Nahverkehrsmittel Hongkongs mit täglich 345.000 beförderten
Personen (-8,7%) auf 13km. Die Peak Tramway hat 1995 täglich 11.000
Personen befördert (hauptsächlich Touristen, +10%).
Kraftverkehr und Straßennetz
Hongkongs Straßen haben mit 267 Fahrzeugen pro Straßenkilometer
eine der höchsten Fahrzeugdichten der Welt. Ende 1995 gab es in Hongkong
458.785 (+0,8%) angemeldete Fahrzeuge und 1.717 km Straße (Hongkong
Island 420 km, Kowloon 397 km, New Territories 900 km). Aufgrund dieser
Verkehrsdichte und der schwierigen topographischen Verhältnisse sind
Verkehrsplanung, Straßenbau und Straßenunterhaltung in Hongkong
ein ständiges Thema. Im Budget 1995/96 wurden hierfür 9,36 Mrd.
HK$ veranschlagt, davon 93% für den Straßenbau. Bis zum Jahr
2000 sollen 30 Mrd. HK$ für den Bau neuer Straßen aufgewendet
werden. Derzeit sind 60 Projekte in Bau und 40 in Planung. Die Zahl der
Unfälle nahm 1995 um 4,2% ab (14.790, davon 1,6% mit Todesfällen).
Erstmalig wurde die Polizei mit Alkoholtestgeräten ausgestattet.
Der ausschließlich kommerziell betriebene öffentliche Busverkehr
wurde 1995 von 3,5 Mio. Passagieren täglich (+3,2%) auf 501 (1994:
478) Routen benutzt. Zusammen beförderten die drei größten
Buslinien Kowloon Motorbus Company (KMB), China Motorbus Company (CMB)
und Citybus mit 1.717 Fahrzeugen 1,275 Mrd. Passagiere (+3,6%). Die 16-sitzigen
Minibusse (6.971 Fahrzeuge) haben täglich 1,73 Mio. Menschen auf
267 festgelegten und zahllosen freien Routen transportiert. Die 18.128
Taxis waren auch 1995 mit täglich 1,29 Mio. Passagieren ein wichtiges
Verkehrsmittel Hongkongs. Die Betreibergesellschaften gehören auch
hier mehrheitlich chinesischen Unternehmen (CITIC).
Die Anzahl der Privatwagen hat 1995 nochmals zugenommen. Insgesamt waren
Ende 1995 285.467 Privatautos angemeldet, ein Zuwachs von 2,1% im Vergleich
zum Dezember 1994. Die Zahl der registrierten Lastwagen fiel 1995 um 3,5%
auf insgesamt 136.627.
Wasser-, Strom- und Gasversorgung
Der Verbrauch von Frischwasser ging gegenüber 1994 von 923 Mio. auf
919 Mio. m3 zurück. 690 Mio. m3 wurden in China gekauft, der Rest
ist Regen- und Quellwasser. Die beiden Hongkonger Elektrizitätswerke
Hongkong Electric Co. Ltd (HEC; versorgt Hongkong Island und Lamma) und
die China Light and Power Co. Ltd (CLP; versorgt Kowloon, New Territories,
Lantau) verfügen zusammen über eine Kapazität von 112.817
Terajoules (HEC 30.167 TJ, CLP 82.650 TJ) und beschäftigen ca. 55.500
qualifizierte Elektriker. Die CLP versorgt auch angrenzende Gebiete der
Provinz Guangdong.
24% des Stromverbrauchs entfielen auf Haushalte, 18% auf industrielle
und 53% auf kommerzielle Zwecke sowie 0,3% auf die Straßenbeleuchtung.
4,7% wurde nach Guangdong exportiert.
Im Februar und Mai 1994 wurden die beiden Hochdruckreaktoren (á
985 MW) des Kernkraftwerkes in Daya Bay (Provinz Guangdong) - die CLP
ist einer der Joint-Venture-Partner - in Betrieb genommen. CLP soll 70%
der erzeugten Energie aufkaufen. Allerdings wurde der Betrieb des Kernkraftwerkes
aus Sicherheitsgründen bisher mehrfach angehalten. Der Stadtgasverbrauch
Hongkongs ist von 20.727 TJ (1994) auf 21.972 TJ gestiegen. 51,9% des
Stadtgasverbrauchs entfielen auf die Haushalte, 43,6% auf kommerzielle
und 4,5% auf industrielle Zwecke.
Telekommunikation
Hongkong hat ein hervorragendes Telekommunikationsnetz. Ende 1995 waren
3,25 Mio. Telefonanschlüsse (davon 273.000 Fax-Leitungen) registriert.
Es besteht Selbstwählverkehr mit über 200 Ländern und Territorien.
Auf 100 Einwohner kommen 67 Telefone (1994: 60). Mit einer Verbreitung
von über 22% benutzen die Hongkonger weltweit die meisten Pager.
Investitionsvorhaben
Das Lieferinteresse ausländischer Firmen sollte sich in Hongkong
nicht ausschließlich auf Privatpersonen beziehen. Auch staatliche
Stellen sind oft sehr attraktive Vertragspartner. Zum einen benötigen
sie eine große Menge von Verbrauchsgütern wie Schreibwaren
und Büroausstattungen. 1993 belief sich der Wert der Aufträge
allein des Government Supplies Department (GSD), das für die Beschaffung
dieser Gegenstände zuständig ist, auf rd. 2,6 Mrd. HK$ (nur
Aufträge über 50.000 HK$). Zum anderen vergeben sie auch eine
große Zahl interessanter Bauaufträge, benötigen Medikamente,
Fernmeldeausrüstungen, Umweltschutz- und Entsorgungseinrichtungen
etc. Das prominenteste Bauvorhaben ist das Airport Core Program, das den
neuen Flughafen Chek Lap Kok und eine Reihe weiterer Einzelprojekte umfaßt.
Darüber hinaus werden aber auch ständig Hafenanlagen erweitert
und andere Infrastrukturprojekte in Angriff genommen. Geplant wird gegenwärtig
der Bau neuer Eisenbahntrassen, vor allem in den New Territories und Kowloon,
um die Anbindung an die VR China zu verbessern. Außerdem wird erwartet,
daß die Nachfrage nach Umwelttechnik erheblich zunehmen wird. Nicht
nur die Aufträge selbst sind für Lieferanten interessant, die
Belieferung der Regierung kann generell ein guter Einstieg in den Hongkonger
bzw. ostasiatischen Markt sein. Dadurch wird der Name bekannt, die Absatzchancen
steigen und von Hongkong aus kann der Süden der VR China bearbeitet
werden.
4.) Beziehungen zu Deutschland:
Die offiziellen Beziehungen zwischen Hongkong und der Bundesrepublik
Deutschland verlaufen störungsfrei. Am 31.01.1996 wurde nach zügigen
Verhandlungen ein Investitionsschutzabkommen geschlossen. Auf dem privatwirtschaftlichen
Sektor läßt die Kooperation allerdings noch zu wünschen
übrig.
Deutsche Unternehmen nutzen die Möglichkeiten
Hongkongs als südliches Tor zum Reich der Mitte viel zu wenig.
So haben sich sowohl der Gesamthandel Deutschlands mit der Kronkolonie
als auch die Importe Hongkongs aus Deutschland im Jahr 1995 mit lediglich
8,2% bzw. 11,8% weit unterdurchschnittlich erhöht (Durchschnitt:
+17% bzw. +19%). Das Gewicht Deutschlands hat damit weiter abgenommen;
das Land ist nunmehr nur noch siebtwichtigster Handelspartner der Kronkolonie.
Noch 1993 lag die Bundesrepublik an fünfter Stelle.
Aber auch die Investitionen bleiben hinter der allgemeinen Entwicklung
zurück. Nach einer Untersuchung des Industry Department hatte Deutschland
1994 nur noch einen Anteil von 2,1% an den ausländischen Bruttoinvestitionen
des Jahres und lag weit hinter den Kapitaleinlagen japanischer, US-amerikanischer,
chinesischer, britischer, niederländischer und schweizerischer Unternehmen
und lediglich knapp vor denen aus Singapore.
Bei der Eröffnung regionaler Hauptquartiere bzw. von Repräsentanzen
sieht die Entwicklung nicht besser aus.
Anscheinend zögern viele deutsche Unternehmer wegen des Souveränitätswechsels.
Nachvollziehbar ist diese Haltung nicht. Hongkong ist die Stadt mit der
besten Infrastruktur in der VR China und wird ihre wirtschaftlichen Freiheiten
mit hoher Wahrscheinlichkeit behalten.
Hongkong soll ein internationales Finanzzentrum bleiben. In der Übergangszeit
wird es vermutlich noch zu einigen Anlaufschwierigkeiten kommen. Unvorstellbar
ist allerdings ein heraufziehendes Chaos. Vereinzelte Demonstrationen,
wie sie im Vorfeld der Übergabe beim Besuch des Leiters des Hong
Kong and Macau Affairs Office, Lu Ping, vorkamen, sollten nicht den Eindruck
erwecken, als ob die Lage in der Kronkolonie angespannt sei. Nicht nur
die ausländische, sondern auch die chinesische Geschäftswelt
sah der Übergabe weitgehend gelassen entgegen, und viele Hongkonger
freuten sich sogar auf diesen Tag. Diese Entwicklungen scheinen die Konkurrenten
deutscher Firmen bereits vor einiger Zeit vorausgesehen zu haben. Auf
jeden Fall sind sie in Hongkong wirtschaftlich aktiver.
Die Wirtschaftsbeziehungen zur EU verlaufen nach wie vor weitgehend störungsfrei.
Unerfreulich aus Hongkonger Sicht sind die Anti-Dumping-Klagen. Der Handel
zwischen den beiden Regionen hat sich 1995 überdurchschnittlich entwickelt,
das Volumen legte um rund 18% zu, und die Importe erhöhten sich sogar
um mehr als 24%. Lediglich die Reexporte aus Hongkong verzeichneten mit
+15% ein unterdurchschnittliches Wachstum.
5.) Wirtschaftskontakt-Adressen
Consulate General of the Federal Republic of Germany
21/F, United Centre
95 Queensway, Central
Hong Kong
Tel.: +852 25 29 88 55
Fax: +852 28 65 20 33
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Vertretung deutscher Geschäftsinteressen
Delegate of German Industry and Commerce
German Business Association
Lippo Tower, Lippo Center
89 Queensway, Central
Hong Kong
Tel.: +852 2526 5481
Fax: +852 2810 6093
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Vertretung Hongkonger Geschäftsinteressen:
Hong Kong Trade Development Council
Kreuzerhohl 5-7
60439 Frankfurt
Tel.: +49 (0)69-95772-0
Fax: +49 (0)69-95772-200
Internet: www.tdctrade.com
e-mail: frankfurt.office@tdc.org.hk
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Postanschrift:
Hong Kong Trade Development Council
Postfach 50 05 51
60394 Frankfurt |
Hong Kong Tourist Association
Humboldtstr. 94
60318 Frankfurt
Tel. +49 (0)69-959 12 90
Fax. +49 (0)69-597 80 50 |
11/F, Citicorp Centre
18 Whitfield Rd.
North Point
Hongkong
Tel. +852 2807 6177
Ausk. auch auf deutsch
Fax. +852 2807 6582 |
6.) Literatur
GEO SPECIAL HONGKONG
Nr.4/Oktober 1995
Gruner + Jahr, Hamburg 1995
ISBN 3-570-19048-X
DM 14,80
BfAI-Informationen:
BfAI
Agrippastr. 87 - 93
50445 Köln
Tel: 0221- 20 57 0
Fax: 0221- 20 57 212
zur Vorbereitung auf Einsatz in Hongkong empfohlene
Literatur:
Chin-Ning Chu
China-Knigge für Manager
Frankfurt 1993
ISBN 3-593-34950-7
Boye Lafayette De Mente
Chinese Etiquette & Ethics in Business
Lincolnwood, Il. 1994
ISBN 0-8442-8524-2
Hari Bedi
Understanding The Asian Manager
Sydney, NSW 1991
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