Asien-News 51/1997 
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15.12.1997 Milliardenspritze für Japans Finanzsystem
Tokio
Das japanische Finanzsystem soll mit staatlicher Hilfe stabilisiert und die Wirtschaftskrise mit Steuersenkungen überwunden werden. Der zuständige Ausschuß der regierenden Liberaldemokratischen Partei (LDP) schlug vor, mit einer Anleihe im Volumen von 10 Billionen Yen (ca. 135 Milliarden Mark) vor allem die Einlagen der Banken zu garantieren. Von den Steuersenkungen sollen die Unternehmen profitieren. Deren Aussichten haben sich der jüngsten Konjunkturumfrage der Notenbank deutlich verschlechtert. Die OECD korrigierte die Wachstumsprognose für Japan erheblich nach unten.
Zudem sollten öffentliche Mittel eingesetzt werden, um Wertpapiere von Firmen zu kaufen und so das Eigenkapital zu stärken. Allerdings sollen keine Steuergelder dafür ausgegeben werden einzelne Unternehmen zu sanieren. Der Ausschuß sprach sich zudem für eine drastische Senkung der Grunderwerbssteuer aus. Die Börsenumsatzsteuer sollte reduziert oder abgeschafft werden. Ferner solle die Regierung kapitalschwachen kleineren Firmen zwölf Billionen Yen an zinsgünstigen Krediten zur Verfügung stellen. Die geplanten Steuersenkungen haben ein Volumen von 750 Milliarden Yen.
Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) sagte für Japan 1997 ein Wachstum von nur noch 0,5 Prozent voraus. 1998 könnte die Rate 1,7 Prozent betragen. Durch die Finanzkrise in Asien kann das Wachstum aber deutlich gedämpft werden. Noch im Juni hatte die OECD Japan für dieses Jahr ein Plus von 2,3 und für nächstes Jahr 2,9 Prozent vorhergesagt.


15.12.1997 Asien-Krise drückt Wachstum der Weltwirtschaft
Paris/Kuala Lumpur/Seoul
Die Krise der asiatischen Finanzmärkte wird das Wachstum der Weltwirtschaft im nächsten Jahr vermutlich deutlich dämpfen. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) veröffent- lichte in Paris eine Studie, wonach die Asien-Krise die großen Industrieländer 1998 bis zu einem Prozentpunkt Wachstum kosten könnte. Der Verband Südostasiatischer Staaten (Asean) bat das Ausland daher um schnelle, entschlossene Unterstützung. Die Währungen der bedrängten Länder mit Ausnahme des südkoreanischen Won verloren weiter an Wert.
Die OECD-Prognose zu den Auswirkungen der Asienkrise enthält wegen der schwer einzuschätzenden Entwicklung viele Vorbehalte. In Japan werde sich das Wachstum um bis zu 1,4% verlangsamen, in der EU um bis zu 0,8%. Verhältnismäßig geringe Auswirkungen sind in den Vereinigten Staaten zu erwarten.
Die Staats- und Regierungschefs der Asean-Staaten forderten die Europäische Union, Japan und die USA auf ihrem Gipfeltreffen in Kuala Lumpur auf, sich zu engagieren. Verstärkte Anstrengungen seien erforderlich, um den weiteren Verfall der Währungen in Südostasien zu verhindern und die Devisenmärkte zu stabilisieren. Dem Asean gehören Brunei, Birma, Indonesien, Laos, Malaysia, die Philippinen, Singapur, Thailand und Vietnam an. China, das als einzige Großmacht der Region noch nicht von der Währungskrise erfaßt ist, erklärte, es wolle über eine finanzielle Zusammenarbeit mit dem Asean beraten. In den vergangenen Monaten erhielten Thailand, Indonesien und Südkorea IWF-Hilfsprogramme von umgerechnet fast 180 Milliarden Mark.


16.12.1997 Yamaichi Real Estate stellt Konkursantrag
Tokio
Eine Immobilien-Tochter des zusammengebrochenen japanischen Wertpapierhauses Yamaichi Securities hat Konkurs beantragt. Die Yamaichi Real Estate Inc. erklärte in Tokio, sie habe Schulden in Höhe von 335 Milliarden Yen (umgerechnet 4,5 Milliarden DM). Die Pleite des Stammhauses Yamaichi Securities habe den Druck. Der Sender NHK berichtete, daß die Sanwa Bank und Merrill Lynch bei der Yamaichi Investment Trust Management einsteigen wollen. Ein Sprecher der Sanwa Bank bestätigte die Beteiligungsabsicht seines Instituts. Eine Entscheidung sei aber noch nicht getroffen worden. Von Merrill Lynch war keine Stellungnahme erhältlich. Das japanische Finanzministerium hatte im November erklärt, die Yamaichi Investment und zwei andere Tochterunternehmen könnten weitergeführt werden. Die anderen zwei Töchter seien die Yamaichi Trust and Bank Ltd und die Yamaichi International Capital Management Co Ltd.




17.12.1997 IWF erwartet verlangsamtes Wachstum in Asien
Tokio
Ausgelöst von der Wirtschafts- und Finanzkrise in Asien wird nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds (IWF) das Wirtschaftswachstum in der gesamten Region spürbar nachlassen. Bereits in diesem, besonders aber im kommenden Jahr werde sich die Krise deutlich niederschlagen, sagte der Direktor des IWF-Asien-Büros, Kunito Saito, am Mittwoch in Tokio. Eine Erholung werde erst für 1999 erwartet. Für Thailand schloß Saito nicht aus, daß die Wirtschaft 1998 auch schrumpfen könnte. Kunito Saito begrüßte die von der japanischen Regierungspartei LDP angekündigten Schritte zur Stabilisierung im Finanzsektor des Landes. Er sprach sich auch für die Verwendung öffentlicher Mittel zur Sanierung maroder Finanzinstitute und zum Schutz von Gläubigern aus.



19.12.1997 China hält seine Währung in der Finanzkrise Asiens stabil
Peking (dpa) -
In den Währungsturbulenzen in Asien hält China den Renminbi (Yuan) stabil. Kaum ein Tag vergeht, an dem die chinesische Regierung nicht versichert, daß keine Abwertung geplant sei. "Ich kann mit allem Ernst erklären, daß der chinesische Renminbi nicht abgewertet wird", betonte der Wirtschaftsminister Zhu Rongji. Außenminister Qian Qichen sagte, China brauche den Renminbi nicht abzuwerten, da seine Wettbewerbsfähigkeit im Export auch durch Senkung der Produktionskosten und Qualitätssteigerungen verbessert werden kann.
Gründe für diese Einschätzung:
1. Handelsüberschuß Chinas von offiziell mehr als 40 Milliarden Dollar
2. trotz der deutlich gebremsten Investitionszuwächse fließt noch viel Kapital nach China. China ist nach den USA das zweitgrößte Ziel-Land für ausländische Investitionen.
3. China hat Devisenreserven von 134 Milliarden Dollar. Die Auslandsverschuldung beträgt 120 Milliarden Dollar, davon das meiste langfristig.
Da der Renminbi nur für Handelszwecke, aber nicht im Kapitalverkehr konvertibel ist, konnte er nicht Ziel für spekulative Angriffe werden, die in Südostasien die Währungen und Börsen zum Sturz gebracht hatten. Eine Wirtschaftskonferenz der Regierung rückte den Finanzsektor und eine stärkere Aufsicht durch die Zentralbank in den Mittelpunkt nötiger Reformen. Für die Konvertibilität des Renminbi ist die Krise ein Rückschlag. Die Regierung fühlt sich in ihrer bisherigen Vorsicht bestätigt. Die Anstrengungen, die chinesische Landeswährung voll konvertibel zu machen, werden voraussichtlich noch zurückhaltender betrieben als bisher.


19.12.1997 IWF: Asien-Krise verringert Welt-Wirtschaftswachstum
Washington
Die Weltwirtschaft wird als Folge der Asien- Krise 1998 langsamer als erwartet wachsen. Laut aktueller Zwischenausgabe des Weltwirtschafts-Ausblicks wird das weltweite Wachstum im kommenden Jahr 3,5% betragen, 0,8% weniger als im Oktober vorhergesagt. Hauptursache ist der Rückgang privater Kapitalzuflüsse in die südostasiatischen Länder. Bei konsequenter Umsetzung der Strukturreformen können die asiatischen Länder und die Weltkonjunktur erst ab 1999 mit einer Erholung rechnen.
Wachstumserwartungen: 1998 wird die Wirtschaft in Thailand stagnieren. Im Mai hatte der IWF noch ein Wachstum von sieben Prozent und im Oktober von 3,5 Prozent vorhergesagt. Für Südkorea nahm der Fonds die Prognose von 6,3 und 6,0 auf 2,5 Prozent zurück, für Malaysia von 7,9 und 6,5 auf 2,5 Prozent, für Indonesien von 7,5 und 6,2 auf 2,0 Prozent. Für Japan gehen die IWF- Wissenschaftler für 1998 nur noch von einem Wachstum von 1,1 Prozent aus, ein Prozent weniger als bislang erwartet.
Die Prognosen gehen von einem positiven Verlauf des Krisenmanagements in Asien aus. Sollten die Reformen zu spät oder ungenügend umgesetzt werden, könnten wesentlich schwerere Folgen für die direkt betroffenen Länder und die Weltwirtschaft eintreten.
Selbstkritik: Das IWF-Forscherteam habe die Krisen in Asien nicht vorhergesehen und sei in seinen letzten Berichten zu optimistisch gewesen. Allerdings habe man vor den Gefahren überhitzter Märkte bei zu schwachen Finanzinstitutionen, vornehmlich in den sich rasch entwickelnden Ländern Südostasiens, gewarnt.

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