Hochhaus für Hamburg
 
Projektstudie 1995

Dipl.-lng. Daniel Waehlisch
Hohentwielstr. 83
70199 Stuttgart
Tel.: 0711/6491303
Baustelle

 

Idee

Thema der Projektstudie aus dem Jahr 1995 war der Entwurf eines 200m- Hochhauses der neuen Generation, wie sie in jüngster Zeit in Europa und im fernöstlichen Raum geplant und realisiert wurden. Die Gemeinsamkeit dieser Entwürfe besteht trotz Ihrer großen Vielfalt an Form und Gestaltung in neuartigen konstruktiven und gebäudetechnischen Ansätzen. Doppelfassaden, Wintergärten, und Atrien, bislang nur bei Gebäuden mit wenigen Geschossen verwendet, finden sich in fast jedem dieser neuen Hochhaustypen. Diese manchmal auch als "ökologische" oder "grüne" Hochhäuser bezeichneten Gebäude zeichnen sich gebäudetechnisch insbesondere durch die möglichst umfangreiche Verwendung der natürlichen Ressourcen (passive und aktive Solarnutzung, Nutzung von Wind- und Auftriebskräften zur Lüftung, thermische Speichermasse, optimale natürliche Belichtung) unter gleichzeitiger Schonung von Betriebskosten, Primärenergie und Emissionsreduzierung aus. Berechnungen und Simulationen ergaben, daß sich je nach Entwurf und klimatischen Randbedingungen 70-75% der jährlichen Nutzungszeit mit natürlicher Belüftung abdecken lassen. Gleichzeitig werden das Arbeitsumfeld und die Behaglichkeit im Gegensatz zum konventionellen und voliklimatisierten, hermetisch abgeschlossenen Skyscraper amerikanischer Prägung deutlich verbessert. Arbeitsmedizinische und psychologische Untersuchungen bestätigen dies nachdrücklich. Die sich hieraus möglicherweise ergebenden betriebswirtschaftlichen Faktoren wie verringerte Fehlzeiten, gesteigerte Leistung und Motivation dürfen bei der gesamtheitlichen Wirtschaftlichkeitsbetrachtung nicht außer acht gelassen werden.
 

Städtebau

Die Suche nach potentiellen Grundstücken ergab für innenstadtnahe Lagen mit möglicher Aussicht auf Genehmigung ein interessantes Entwicklungsgebiet im Stadtteil Hammerbrook zwischen Heidenkampsweg und Bille. Dieses wird überwiegend gewerblich-industriell sowie kommunal genutzt und bietet sich bevorzugt für städtebauliches Redevelopment an. Der Standort liegt genau an der südlichen Einfallsachse nach Hamburg, wo die von Hannover kommende Autobahn in den Elbbrücken ihre Fortsetzung findet und entlang des Heidenkampswegs Richtung Berliner Tor eine neue Achse mit Büro- und Verwaltungsbauten entsteht. Somit wird ein Hochhaus an dieser Stelle zur Landmarke und besitzt einen entsprechend hohen Attraktionswert, welcher durch die außergewöhnliche, ansprechende Gestaltung noch unterstrichen wird. Wirkungsvolle Corporate identity und ein entsprechender Prestige- und Werbeeffekt Neben der optimalen Anbindung an den Straßenverkehr betont die direkt am Grundstück vorbeiführende S-Bahnlinie durch eine neue Haltestelle die verkehrsgünstige Lage.
 

Nutzung und Funktion

Das Gebäude wurde als Bürogebäude für einen oder mehrere Mieter entworfen. Gemäß den Hamburger Richtlinien wurde ein bestimmter Prozentteil der Fläche als Wohnungen ausgewiesen. Die unteren Geschosse und die weiträumige, helle Lobby sind der Offentlichkeit über eine eigene Zugangsebene zugänglich und multifunktional (Shopping-Mall, Vortragsräume, Gastronomie, Veranstaltungen) nutzbar. Sie schließt unmittelbar an die 5-Bahn Haltestelle an. Das Büroregelgeschoß ist in in zwei gleichgroße, gegeneinander versetzte Hälften unterteilt, welche durch ein durchgehendes Atrium getrennt sind. Jede der zwei Hälften besteht aus einer 12,5m breiten, beidseitig natürlich belichteten Büronutzfläche mit je einem Erschließungskern an beiden Enden. Die sichtbare Gliederung des Gebäudes durch die doppelt geschoßhohen Fachwerke zeigt die Zonen der Sondernutzung. Die doppelte Geschoßhöhe wird für großflachige Nutzungen wie Restaurants, Konferenz- und Präsentationsräume ausgenutzt.
 

Gestaltung

Das Hochhaus ist in zwei Teile mit gleicher Grundfläche, jedoch unterschiedlicher Höhe unterteilt. Ein durchgehendes, zweiseitig verglastes Atrium trennt die beiden Hälften, welche durch doppelt geschoßhohe Fachwerke so verbunden sind, daß sie statisch zusammenwirken. Die höhere Hochhaushälfte löst sich nach oben hin über den Kühlturm und die abschließenden Antennen weiter auf, so daß ein gestaffelter Abschluß entsteht. Ziel des Entwurfs war es, das Gebäude von außen transparent und erlebbar zu machen in der Art, daß unterschiedliche Funktionen gestalterisch differenziert wurden. Die Büroetagen mit ihren vorgelagerten Wintergärten sind ebenso ablesbar wie die Geschosse mit Sondernutzung mit den doppelt geschoßhohen Fachwerken, die flankierenden Erschließungskerne mit den außenliegenden Aufzügen und das durchgesteckte Aftium. Selbiges gilt auch für die Tragkonstruktion. Die vier außenliegenden Erschließungskerne als "Superstützen" sind ebenso wie die außenliegenden Horizontalfachwerke als Primärstruktur erkennbar, die Sekundärstruktur mit ihren außenliegenden Verbundstützen zeichnet sich vergleichsweise zurückhaltender ab.


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